Gedanken verloren saß ich auf meiner Fensterbank und sah hinaus in den Wald. Die Sonne ging gerade auf und langsam machte sich die Müdigkeit in mir breit, da ich die ganze Nacht fast kein Auge zugetan hatte. Seit genau zwei Tagen war einfach alles anders. Die Blicke, meine Gefühle. Alles war durcheinander, wenn ich Jacob ansehe. Letztens war er noch mein bester Freund und jetzt? Jetzt hatte ich keine Ahnung was ich über ihn denken soll. Klar, er ist noch immer mein Freund. Aber war er wirklich "nur" ein Freund? Diese Frage stellte ich mir jetzt schon die ganze Nacht.
Verzweifelt seufzte ich auf und fuhr mir durch die Haare, als sie meine Tür öffnete. Überrascht drehte ich mich um und sah Alice mit ihrem typischen Strahlen hereintänzeln. Doch sobald sie mir in meine müden Augen blickte, wich ihr Lächeln einer besorgten Miene. Innerhalb weniger Sekunden stand sie neben mir und legte einen Arm um meine Schulter. "Was ist los mit dir? Hast du etwa nicht geschlafen?" fragte sie sofort. Ich versuchte ein schwaches Lächeln und schüttelte den Kopf. "Nein, ich konnte nicht. Mir ist viel im Kopf rumgegangen." Mit einem beinahe wissenden Grinsen sah sie mich an. "Aha. Hat das, was dir im Kopf rumgegangen ist, zufällig braune Augen und verwandelt sich manchmal in ein haariges Ungetüm?" Augenblicklich färbten sich meine Wangen einen Hauch rosa. "Alice! Lass das!" sagte ich und drehte meinen Kopf peinlich berührt in eine andere Richtung. "Ach komm schon Renesmee. Ich weiß doch schon längst alles. Oder hast du meine Gabe etwa vergessen?" fragte sie und verschränkte ein wneig beleidigt die Arme vor der Brust. "Natürlich nicht!" sagte ich schnell. "Aber es ist einfach so kompliziert!" murmelte ich, wusste aber das sie es trotzdem verstanden hatte. Zustimmend nickte sie. "Ja, aber Liebe ist niemals einfach Kleine. Und irgendwie wird sich schon alles richten. Vertrau mir!" Mit einem sanften Ausdruck in den Augen musterte sie mich und ging dann wieder auf meine Zimmertür zu. Aber noch bevor sie verschwand hielt ich sie zurück. "Warte Alice! Hast du gesehen wie das mit mir und Jake ausgeht?" fragte ich und in meinen Augen spiegelte sich die Hoffnung wieder. "Ja," antwortete sie schlicht und setzte ihren Weg fort. Verdutzt sah ich ihr nach, denn ich hatte auf eine etwas ausführlichere Antwort gehofft. Gerade als sie die Tür schließen wollte, steckte sie noch einmal ihren Kopf rein. "Ach ja. Keine Sorge ich erzähle weder Bella, noch Edward etwas. Aber in Edwards Gegenwart solltest du dann deine Gedanken etwas besser kontrollieren!" Mit einem letzten Zwinkern verschwand sie endgültig aus meinem Zimmer. Schmunzelnd und kopfschüttelnd sah ich ihr nach. Meine Familie war wirklich schräg.
Tief atmete ich ein, bevor ich wie eben schon wieder aus dem Fenster blickte. "Na dann hoffen wir mal Alice hat recht und es wird alles gut!" flüsterte ich gegen die Fensterscheibe.